Ich genieße es, Dinge neu zu denken.
Agnieszka Zając leitet seit 2015 das HOERBIGER Werk in Bolesławiec, in dem 250 Mitarbeitende für unterschiedliche Geschäftsbereiche von HOERBIGER performancebestimmende Produkte herstellen. Ihr Fokus gilt der engen Beziehung zu Kunden und einer Kultur, in der alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Agnieszka, dein Herz schlägt für die Automobilindustrie. Wie kam es dazu?
Agnieszka Zając — Die Begeisterung für Technologie wurde mir in die Wiege gelegt. Mein Vater ist ein großer Techniker, der mich schon sehr früh für die Materie begeisterte. Meine Freundinnen hatten Puppen, während ich viel lieber mit dem Messschieber und dem Schraubenzieher spielte. Nach meiner Schulzeit lag es deshalb für mich auf der Hand, an der Technischen Universität Breslau ein Ingenieurstudium zu beginnen. Während eines der Praktika konnte ich erste Erfahrungen in der Automobilindustrie sammeln. Obwohl das eine sehr intensive Zeit war, wusste ich sofort, dass ich nach meinem Abschluss in dieser Branche arbeiten wollte.
Und wie ging es dann weiter?
AZ — Nach dem Studium bin ich dann wie viele meiner Kommilitonen als Programmiererin in die IT eingestiegen, bis ich das Angebot bekam, bei einer Werksgründung für einen deutschen Automobilzulieferer in Legnica mitzuarbeiten. Ich bin als Qualitätsingenieurin für das neue Werk eingestiegen, konnte aber sehr schnell die Leitung der Abteilung Qualität und somit die Verantwortung für alle Werke des Unternehmens übernehmen. 2012 stieß ich dann zu HOERBIGER: als Qualitätsverantwortliche im Werk Bolesławiec, das ich seit 2015 leite.
Ihr produziert nicht nur für die Division Automotive, sondern auch für andere Geschäftsbereiche von HOERBIGER. Was wird in deinem Werk alles gefertigt?
AZ — Wir stellen ein breites Spektrum an Produkten her: Für die Division Automotive produzieren wir unter anderem Hydraulik- und Pneumatikteile für viele renommierte Automobilhersteller, außerdem Rohlinge für die Schiebemuffenfertigung in Oberstenfeld und Schongau. Und last but not least sind wir auch für die Business Unit Engine tätig, für die wir Injektoren herstellen.
Ist eine so breite Produktpalette ein Vorteil oder eher eine Herausforderung?
AZ — Sowohl als auch. Für mich als Werksleiterin ist es ein klarer Vorteil, wenn wir Kunden aus verschiedenen Branchen haben. Dadurch lassen sich Auftragsschwankungen besser ausgleichen. Für mein Team ist die Vielzahl an unterschiedlichen Produkten aber eine echte Herausforderung, denn sie bringt eine unglaubliche Prozessvielfalt mit sich. Ich kann mit Stolz sagen, dass meine Kolleginnen und Kollegen ein außerordentlich breites und gleichzeitig tiefes Fachwissen haben. Ansonsten wäre es gar nicht möglich, so viele verschiedene Teile zu produzieren.
„Ich empfinde es als großes Privileg, dass ich mit vielen meiner Kolleginnen und Kollegen schon sehr lange zusammenarbeite und wir uns hundertprozentig aufeinander verlassen können.“
Division Automotive
Ist es deshalb schwierig, neue Kolleginnen und Kollegen für das Team zu finden?
AZ — HOERBIGER ist in unserer Umgebung sehr bekannt und genießt in der Branche einen ausgezeichneten Ruf. Deshalb ist die Situation hier noch etwas entspannter als in anderen Ländern. Wir sind aber auch ein sehr attraktiver Arbeitgeber: Wir bieten sehr gute Arbeitsbedingungen und investieren viel Energie in die Aus- und Weiterbildung sowie die Entwicklung unserer Mitarbeitenden. Besonders wichtig sind mir persönlich das gute Arbeitsklima und die positive Unternehmenskultur, die wir gemeinsam pflegen. Das sind meiner Meinung nach zwei der wichtigsten Gründe, weshalb wir auch im Wettbewerb mit den großen Automobilherstellern vor Ort bestehen können.
Euer Team legt großen Wert auf Innovation, sei es bei der Entwicklung neuer Produkte oder der Optimierung von Prozessen. Wie gehst du persönlich mit der Notwendigkeit um, sich ständig zu hinterfragen oder sogar neu zu erfinden?
AZ — Für eine Ingenieurin gibt es doch nichts Schöneres, als ein kniffliges Problem zu lösen oder an etwas Neuem herumzutüfteln, oder? Nein, im Ernst: Ich genieße es, mich ständig zu hinterfragen, um Dinge zu optimieren oder neu zu denken. Wer in der Produktion arbeitet, weiß, dass, was heute gut ist, morgen nicht mehr reicht. Nur so erreichen wir unser Ziel, durch kontinuierliche Verbesserung die Qualität unserer Produkte zu erhöhen, die Herstellungskosten zu verringern und die Umwelt zu schützen.
Die enge Kundenbindung ist eine herausragende Stärke des Werkes in Bolesławiec. Wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit konkret und welche Vorteile ergeben sich für unsere Kunden?
AZ — Die Nähe zum Kunden ermöglicht uns, sehr gezielt auf die Kundenwünsche einzugehen. Die Automobilindustrie befindet sich mitten in einem enormen Wandel, und der Druck ist entsprechend groß. Dank unserer Offenheit, Schnelligkeit und Flexibilität haben wir uns über die Jahre das Vertrauen der Kunden erarbeitet. Sie wissen, dass sie sich auf uns verlassen können und wir ihnen für die Entwicklung und Serienfertigung ihrer Produkte der Zukunft als Partner zur Seite stehen.
Was ist aus deiner Sicht die schwierigste Aufgabe in deinem Job als Werksleiterin?
AZ — Ein Werk ist ein sehr komplexes System. Meine schwierigste und gleichzeitig auch wichtigste Aufgabe ist es, eine Kultur zu schaffen, in der alle Teams auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Nur so lassen sich die individuellen Ziele der Kolleginnen und Kollegen aus Produktion, Qualität und Logistik unter einen Hut bringen. Obwohl wir im Alltag über Details intensive Diskussionen führen, haben wir als Team ein übergeordnetes, gemeinsames Ziel. Ich empfinde es als großes Privileg, dass ich mit vielen meiner Kolleginnen und Kollegen schon sehr lange zusammenarbeite und wir uns hundertprozentig aufeinander verlassen können.